Der Obere Muschelkalk

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Mit dem Umschlag von gelbem Dolomitmergel zu grauem Kalkstein setzt der Obere Muschelkalk ein. Früher in Süddeutschland auch als Hauptmuschelkalk bezeichnet, in der Pionierzeit der Geologie auch als „Kalkstein von Friedrichshall“, weist er die stärksten regionalen Faziesunterschiede auf. Er beginnt mit der Trochitenkalk-Formation, dickbankigen Crinoidenkalken, die in Südwestdeutschland mit der Spiriferinabank enden, dem letzten Massenvorkommen von Encrinus liliiformis. In Rheinland-Pfalz entspricht ihr die dolomitische Schengen-Formation. Darüber folgt die weitgehend in Tonplattenfazies ausgebildete Meißner-Formation, die beckenweit bis knapp unter die Cycloidesbank reicht, in zentralen Teilen Süddeutschlands bis zur Muschelkalk-Obergrenze. Darüber setzt eine starke regionale Differenzierung der Gesteinsausbildung (Fazies) ein. So wurden im norddeutschen Ablagerungszentrum überwiegend tonige und dolomitisch-mergelige Sedimente der Warburg-Formation abgesetzt, in Rheinland-Pfalz und im südlichen Baden-Württemberg Dolomitgestein der Irrel- bzw. der Rottweil-Formation. In Luxemburg geht das Dolomitgestein in marine Sandsteine der Gilsdorf-Formation über, in der Oberpfalz in die Eschenbach- und schließlich in die Grafenwöhr-Formation. Über einer untermeerischen Schwelle von Mainfranken bis Tauberfranken akkumulierten in extrem flachem Wasser Schillkalksteine zur Quaderkalk-Formation. Dieser „Fränkische Quaderkalk“ liefert den bedeutendsten Baustein des Muschelkalks, der zu vielfältigen Produkten verarbeitet wird.

In dieser horizontalen und vertikalen Verteilung der Faziesräume zeigt sich ein transgressiv-regressiver Großzyklus: Maximale Überflutung war mit der beckenweit einheitlichen Ablagerung der Tonplatten in der spinosus– bis postspinosus-Zone erreicht. Zu dieser Zeit hatten marine Muschelkalkfaunen ihre weiteste geographische Verbreitung, nämlich vom Pariser Becken bis Zentral-Polen. Von diesem Zeitpunkt an begannen sich Ceratiten und Conodonten im gesamten Becken endemisch zu entwickeln. In Polen sind an der Basis des Oberen Muschelkalks keine Trochitenkalke ausgebildet, und graue Tonsteine mit Bonebeds und Pflanzenhäcksel – allerdings noch mit Ceratiten – setzen bereits in der spinosus-Zone ein (Boruschowitz-Formation).