Kriechen, Graben, Bohren
Anders als die Körperfossilien überliefern die Spurenfossilien keine Skelette, sondern Äußerungen organismischer Aktivität im Sediment. Sie sind Abbilder fossil gewordener Verhaltensweisen. Man unterscheidet nach den Grundfunktionen Wohnung, Ernährung und Fortbewegung: Ruhespuren, Kriechspuren, Weidespuren, Fressbaue und Wohnbaue. Gleichartige Spuren können von unterschiedlichen Organismen erzeugt sein, derselbe Urheber kann auch verschiedene Spuren hinterlassen. Spurenfossilien belegen auch die Existenz von Organismen, von denen man sonst nichts weiß, weil fossilisationsfähige Hartteile fehlen. Manche Gesteine des Muschelkalks sind von Spuren ganz durchsetzt. Je nachdem, wie fest der Meeresboden war, finden sich im Sediment die Spuren von grabenden Schlammgrund- oder Festgrundbewohnern oder von Bohrern, die in Schalen oder Hartgründen minierten. Auch Spurenfossilien werden mit Gattungs- und Artnamen klassifiziert.

Nachdem der Kalkschlamm am Meeresboden bereits als Festgrund konsolidiert war, haben unbekannte Organismen, vielleicht Eichelwürmer, die Grabspur Balanoglossites angelegt, später dann, als der Boden zum Hartgrund zementiert war, wurde er von oben her angebohrt, wie die dünnen Bohrspuren Trypanites zeigen.

Sog. Hufeisenwürmer (Phoronoida), entfernte Verwandte der Brachiopoden, haben in der aragonitischen inneren Schalenschicht der Pilgermuschel Pleuronectites laevigatus ihre verzweigten Gänge gegraben. Diese wurden mit feinem Sediment verfüllt und erscheinen nun nach der Auflösung der Aragonitschicht als natürliche Ausgüsse gut sichtbar vor dem dunklen Hintergund der äußeren, kalzitischen Schalenschicht der Muschel.

Ein großer Quastenflosser, der gründelnd Nahrung im Boden eines Fließgewässers suchte, zeichnete die Bewegung seiner Flossen in den Untergrund. Als sich darüber feiner Sand ablagerte und zu einer Sandsteinbank verfestigte, ist der Abdruck der Spur auf der Unterseite der Bank abgeformt. Die Spur hat einen Namen: Parundichna schoelli, benannt nach dem Finder.

Zu den häufigsten Reptilienfährten aus den Karbonatwatten des Unteren Muschelkalks (Vossenveld-Formation) gehört Rhynchosauroides peabodyi. Der Erzeuger dieser Fährte gehörte wohl zu den terrestrischen archsauromorphen Protorosauriern aus der Verwandtschaft von Macrocnemus. Von diesem Reptil kennt man vollständige Skelette aus der alpinen Mitteltrias, doch fehlen bisher Nachweise aus dem Muschelkalk.