Zungenmuscheln und Lampenmuscheln
Der Name täuscht – Nur weil sie einer römischen Öllampe ähneln, nannte man die zu den Brachiopoden gehörigen Terebrateln auch Lampenmuscheln. Allerdings sind es keine Weichtiere, sondern zweiklappige Meerestiere mit Tentakelarmen. Arm- und Stielklappe öffnen und schließen sich durch Muskeln. Die schlosslosen Brachiopoden (früher Inarticulata, heute Linguliformea) haben eine Schale aus Kalziumphosphat und leben im Schlammboden oder als Aufsiedler. Die meisten Schalenschloss-Brachiopoden (früher Articulata, heute Rhynchonelliformea) haben ein kalzitisches Gehäuse und sind mit einem flexiblen Stiel angewachsen. Gegenüber den tethyalen Triasschichten ist die Zahl der Brachiopodenarten im Muschelkalk sehr gering, doch kommen die wenigen Arten in manchen Bänken in Massen vor. Entfernt mit den Brachiopoden verwandt sind die Posthörnchen-Röhren der Mikroconchen.

Episodisch glückte auch einem „Exoten" wie Punctospirella fragilis die Einwanderung aus der Tethys ins Muschelkalkmeer, wo er sich eine Zeitlang halten konnte, bis die Lebensbedingungen wieder zu dem weniger günstigen Normalzustand im Muschelkalkmeer zurückkehrten. Ihre Schalen markieren dann Leitbänke wie die Spiriferinabänke.

Auch Tetractinella trigonella ist ein häufiger Brachiopode im Anisium der Tethys. Im Unteren Muschelkalk kommt die Art nur im südlichen Polen vor, im Oberen Muschelkalk in einer einzigen Bank im Trochitenkalk Deutschlands, der Tetractinellabank. Im Bild Tetractinellen aus der Gorasdze-Formation Oberschlesiens.

Die Posthörnchenschalen wurden früher als Gehäuse von Röhrenwürmern gedeutet. Heute weiß man aufgrund ihrer Schalenmineralogie, dass sie zu den ausgestorbenen Mikroconchen aus der entfernten Verwandtschaft der Brachiopoden gehören. Microconchus valvatus mit seinem spiraligen Gehäuse lebte als Aufsiedler auf allerhand Schalen, hier einer Terebratel.